Als Solopreneure haben wir lange ToDo-Listen und die Arbeit am eigenen Unternehmen kommt häufig zu kurz. In diesem Artikel erfährst du, wie du dir trotzdem Zeit für dein Business schaffen kannst.
Zeit für dein Business
Damit sind nicht Kundenprojekte gemeint, sondern die Arbeit AN deinem Unternehmen. Also Marketing, Blogposts schreiben, an deiner Positionierung feilen, neue Produkte entwickeln, die Pflege deiner Website und, und, und.
Das sind doch genau die Dinge, die wir sehr oft weit hinten anstellen, weil sie im „ganz normalen Wahnsinn“ des Alltagsgeschäftes, nicht so dringend wirken. Diese Tätigkeiten verschieben wir häufig auf morgen, auf nächste Woche oder auf den Tag X, wenn wir endlich mal Zeit dafür finden.
Kennst du das? Du hast 1000 Ideen, wie du dein Business voranbringen könntest. Du weißt, dass du mit dem, was du liebst, vielen Menschen wirklich helfen kannst. Du hast auch eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was du tun müsstest, um zu mehr Sichtbarkeit zu gelangen. Da sind Blogposts in deinem Kopf, die geschrieben werden wollen, Social Media-Kontakte, die du pflegen möchtest. Deine Website wartet schon ewig auf ihr Update, von den schicken kleinen Änderungen hier und da und den dringend zu überarbeitenden Textpassagen ganz zu schweigen. Ach ja, und wolltest du nicht eigentlich dieses tolle Freebie, mit dem sich deine Liste füllen würde, schon längst fertig haben?
Mit dieser Aufzählung könnte ich problemlos den ganzen Artikel füllen. Aber das willst du nicht lesen, diese Liste kennst du ja selbst.
Du nimmst dir immer wieder vor, dich endlich mal so richtig um dein eigenes Business zu kümmern und kommst irgendwie nicht dazu.
Ich selbst habe lange genug und gegen jede Vernunft darauf gesetzt, dass ich die Zeit, die ich für diese Tätigkeiten dringend benötige, schon noch irgendwann irgendwo finden werde.
Zeit finden
Ganz ehrlich? Ich glaube, so funktioniert das nicht. Ich jedenfalls habe noch nie irgendwo Zeit gefunden. Weder lag sie je auf der Straße einfach so vor mir, wie ein Glückspfennigcent, den ich nur aufzuheben bräuchte, noch habe ich sie je beim Aufräumen zuunterst in einer Schublade oder hinten im Schrank gefunden.
Hast du schonmal Zeit gefunden?
Zeit haben
Eine weitere schöne Formulierung ist „Zeit zu haben“, bzw. eben unglücklicherweise „keine Zeit zu haben“.
Hier müssen wir jetzt mal tapfer sein und den Tatsachen mutig ins Auge sehen, denn dass wir keine Zeit hätten, stimmt einfach nicht! Zeit ist das demokratischste Gut auf der Welt und wir alle haben davon genau die gleiche Menge zur Verfügung. 24 Stunden. Jeden einzelnen Tag.
Diese Tagesration an Stunden, Minuten und Sekunden ist endlich. Und wir sind die Entscheider. Wir wählen jeden Tag aufs Neue, wie wir mit diesem Kontingent umgehen.
Wenn ich mich also entscheide A zu tun, muss ich die Zeit dafür evtl. von B nehmen oder C komplett sein lassen.
Das heißt, um Zeit für die Arbeit AN deinem Business zu „finden“, musst du dir überlegen, was du stattdessen weniger machst oder weglässt. Das ist ein aktiver Vorgang und bringt dich raus aus einer passiven Opferhaltung und rein ins Handeln. Du kannst und musst dich aktiv dafür entscheiden, etwas anderes (jetzt) nicht zu tun oder ganz wegzulassen.
Du entscheidest.
Walter Epp hat es kürzlich sehr gut auf den Punkt gebracht: Unser Traum, unser Ziel kostet uns was. Die Frage ist schlicht, ob wir bereit sind, den Preis zu bezahlen.
Zeit nehmen
Diese Formulierung gefällt mir besser. Sie impliziert mein aktives Handeln. Für mich lautet die richtige Frage also: Welche Entscheidung muss ich treffen, um mein Business nach meinen Vorstellungen aufzubauen?
Aber ich will hier nicht zum Wortklauber werden und mich darauf beschränken, Begriffe zu sezieren. Mir geht es darum, dir Tipps zu geben, wie du Zeit für dein Business gewinnst und außerdem ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern, und dir erzählen, wie ich mit Zeit umgehe.
Wie du dir Zeit für dein Business schaffst
OK, das Wichtigste zuerst:
Frag dich immer, bei jedem ToDo, bei jeder Idee, bei jedem neuen Projekt, WARUM du das möchtest?
Da geht es um Prioritäten, um deine großen Steine, die immer zuerst ins Glas müssen Es geht um Klarheit und um Fokus.
Dafür brauchst du eine deutliche Vorstellung deiner Vision. Wie sieht dein Big Picture aus? Kennst du dein Warum? Weißt du, was dich antreibt und motiviert?
Überblick gewinnen
Letzte Woche habe ich auf Facebook zu einer kleinen Umfrage aufgerufen und wollte wissen, ob und wie ihr eure Arbeitszeiten erfasst. Vielen Dank fürs Mitmachen!
Ziemlich genau die Hälfte der Teilnehmer gab an, die Zeit, die für Kundenprojekte aufgewendet wird, zu erfassen. Und knapp ein Viertel davon tut dies mithilfe einer App.
Was mich jedoch wirklich überrascht hat, war die Tatsache, dass niemand (!) die Zeit für Tätigkeiten am eigenen Unternehmen trackt. Meine Mini-Umfrage ist ganz sicher nicht repräsentativ, aber dieses Ergebnis hätte ich nicht erwartet.
Ich habe zwar selbst erst vor Kurzem damit begonnen, war aber der Meinung, dass ich in diesem Punkt ein echter Nachzügler sei … Weit gefehlt!
Ihr Lieben, wenn wir nicht wissen, wieviel Zeit für unser eigenes Business tatsächlich „draufgeht“, können wir ja gar nicht zielführend planen! Ich bin total bekehrt und halte es inzwischen für extrem wichtig, meine Tätigkeiten für Delicious Design (zumindest mal für ein paar Monate) zeitlich zu erfassen und so einen Überblick zu gewinnen. Dazu nutze ich die Timely-App und kann in der kostenlosen Version bis zu fünf verschiedene Projekte tracken und diesen jweils unendlich viele Tätigkeiten zuweisen.
Zeit für dein Business – Meine Tipps
Natürlich gibt es auch bei mir 1.000 Baustellen und die Liste meiner Ideen und notwendigen ToDos für und an Delicious Design ist auch bei mir immer endlos. Deshalb möchte ich vorausschicken, dass ich mich täglich darin übe, diesen Grundzustand des Nie-Wirklich-Fertig-Seins zu akzeptieren und wirklich anzunehen. Ich kann ja nur immer eins nach dem anderen erledigen und nicht selten muss einiges, das tatsächlich richtig wichtig ist, eine ganze zeitlang unbearbeitet bleiben. Das auszuhalten ist eine permanente Übung, die mir mal besser und durchaus auch mal schlechter gelingt.
Das Wichtigste dabei ist, dranzubleiben. Und zwar kontinuierlich. Auch Minischritte bringen uns nämlich gut voran.
Hier sind ein paar Dinge, die ich mache, um fokussiert zu bleiben und mir bewusst Zeit für Wichtiges zu schaffen:
- Facebook findet bei mir nur am Rechner statt. Ich habe die App nicht auf meinem Smartphone und schaue auch „mal so zwischendrin“ nicht rein.
- Wenn ich an Projekten arbeite, ist mein E-Mail-Programm geschlossen, alle Push-Nachrichten sind deaktiviert und mein Telefon meistens auf stumm geschaltet.
- Ich identifiziere für jede Woche die wichtigsten drei Aufgaben. Die, die ich auf jeden Fall geschafft haben möchte und wo ich mir schon vorab vorstelle, wie ich mich am Ende der Woche über meinen Fortschritt freue und das erreichte Ziel genieße.
- Genauso mache ich es mit jedem Tag: Ich schreibe morgens die drei wichtigsten Aufgaben auf und fange dann einfach an.
- Ein Kalender, der mir bei dieser Vorgehensweise sehr entgegenkommt, ist das Get to work book von Elise Joy. Ich arbeite jetzt bereits das zweite Jahr damit.
- Meist sitze ich um 8.00 Uhr am Schreibtisch und erledige dann als allererstes für eine ganze Stunde eine Aufgabe, die so richtig wichtig für Delicious Design ist (Social-Media-Posts, die Recherche für einen Blogartikel, das Design für die zeigdich-Landingpage oder der Entwurf meines nächsten Newsletters usw.)
- Erst danach werfe ich einen ersten Blick auf meine E-Mails und sortiere sie in Ordner oder beantworte sie sofort. Viele können auch einfach gleich gelöscht werden. Dafür nehme ich mir eine halbe Stunde Zeit. Dann ist der E-Mail-Client wieder aus und die nächste Runde erfolgt meist erst nach der Mittagspause.
Seit Anfang des Jahres versuche ich, meine Aufgaben nach festgelegten Tagesthemen zu erledigen: Montags möchte ich die Woche planen, Kickoff-Gespräche mit Kunden führen und idealerweise ein paar Facebook-Posts oder den nächsten Blogartikel vorbereiten. Dienstag, Mittwoch und Freitag sind für die Arbeit an Kundenprojekten vorgesehen und die Donnerstage will ich mir komplett für Delicious Design freihalten. Da geht es dann um Größeres, wie die Entwicklung neuer Produkte (bei mir momentan der ZEIG’ DICH!-Selbstlernkurs, der kleine Bruder meines großen Gruppenprogramms, das ja erst im Mai wieder startet), meine eigene Weiterbildung, die permanente Beschäftigung mit meiner Positionierung und meinem Branding, Texten, meine Website, etc.
Das ist der Plan 🙂
Ich bin jemand, der viel Flexibilität braucht. Deshalb ist das alles nicht starr und keineswegs in Stein gemeißelt. Aber dieses grobe Gerüst hilft mir sehr dabei, mich zu fokussieren und bessere Entscheidungen zu treffen. Wann und wo ich diese meine „Leitplanken“ anders setze oder sogar durchbreche, darf ich natürlich jeden Tag aufs Neue entscheiden. Mein Warum und mein Big Picture habe ich ja immer im Blick und so halte ich problemlos den Kurs.
Mein nächstes Ziel in Sachen „Zeit nehmen“ ist das freie Wochenende (also quasi als Default) und ein komplett freier Tag pro Monat. Daran arbeite ich noch und bin durchaus guter Dinge, dass ich das hinkriege.
Zeit für dein Business musst du planen! Ganz einfach, weil du sie bestimmt nicht irgendwo „finden“ wirst. Du kennst dein Warum, weißt um deine großen Steine und hast dein Big Picture vor Augen. Du entscheidest.
Ach, und noch ein allerletzter Tipp: Hast du einen Fernseher? Zieh’ mal den Stecker und schau’, was dann passiert. Vielleicht versteckt sich die Zeit ja doch irgendwo dort.
Wie „findest“ du Zeit, um an deinem Unternehmen zu arbeiten? Was sind deine größten Fallen und Stolpersteine beim Zeit „finden“?
Ich finde das unheimlich spannend und freue mich auf deinen Kommentar!
Lass’ es dir gutgehen und bleib einzigartig!
Martina
Shownotes
Walter Epp: Bist du bereit, den Preis zu zahlen?
Die großen Steine unseres Lebens
Ein geschenkter Tag für deine Unternehmensvision
Timely-App
Start before you’re ready – Einfach anfangen in fünf Schritten
Get To Work Book
ZEIG‘ DICH! Schritt für Schritt zum unverwechselbaren Firmenauftritt
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Danke! Als Freelancer ist dieses Thema immer wieder aktuell. Ich lerne und tappe wieder in alte Fallen;-( . Deshalb: Danke für diesen Artikel!
Danke Simone! Und ich verstehe dich vollkommen! Das ist nämlich auch für mich eine der allergrößten Herausforderungen und immer wieder eine lebendige Baustelle. Manche Artikel schreibe ich ganz eigennützig auch für mich selbst 🙂
Liebe Martina, danke für den tollen Beitrag!
Gerade als Selbständige ist das sehr wichtig, sich das immer wieder bewusst zu machen und aktiv zu gestalten. Ja, es ist schon eine bewusste Entscheidung, dass ich mir „Zeit nehme“, damit ich an meinem Business gut arbeiten kann und auch meine „Zeit plane“.
Deine Empfehlungen für ein „mehr an Zeit“ finde ich generell sehr hilfreich und unterstützend, auch für Mitarbeiter in Unternehmen. Seine Freiräume und Handlungsspielräume zu nutzen, um zu entscheiden, wann ich wichtige Dinge konzentriert mache, wie oft ich wirklich Emails checke, was ich reduziere und was mich dabei gut unterstützen kann.
Das Tracken, wie viel Zeit ich für die Arbeit AN meinem Business verwende, muss ich aber auch dringend einmal einführen! Danke für den „Popo-Tritt“ hierzu 😉
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Sabine,
danke für deinen interessanten Kommentar! Ja, du hast recht, auch für Angestellte ist das ein großes Thema. Der Knackpunkt ist eigentlich immer der Gleiche: Um tatsächlich ins Handeln zu kommen, heißt, an der einen oder anderen Stelle etwas verändern zu können, muss ich wissen wofür ich wieviel meiner Zeit „tausche“. Ich tracke meine Arbeitszeit jetzt seit einigen Wochen und habe diesbezüglich bereits spannende Erkenntnisse gewonnen.
Liebe Grüße,
Martina
Sehr interessant das mal so zu lesen, vieles mache ich ebenfalls so wie du (direkt anfangen, Prioritäten für den Tag festlegen ect.). Aber die Zeit tracken? Habe ich noch nie gemacht, werde ich mal testen, interessiert mich nämlich jetzt irgendwie doch, wie viel Zeit für meine Aufgaben so drauf geht 😀 Danke für die Verlinkung der App!
Hallo Freiberuflerin,
danke für dein Feedback! Ich tracke jetzt seit einigen Wochen meine Arbeitszeit getrennt nach verschiedenen Bereichen. Und es ist ein echter eye-opener für mich! Jetzt weiß ich a) wo die ganze Zeit wirklich bleibt und b) an welchen Stellen es Sinn macht, über Veränderungen nachzudenken. Wenn ich mehr Daten gesammelt habe werde ich sicher nochmal darüber schreiben.
Interessante Website! Da werd‘ ich bald mal ausführlich drin schmökern 🙂
Hab‘ ein tolles Wochenende!
Martina