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5 prima Ausreden, um nicht aktiv werden zu müssen

Ausreden, um nicht ins Tun zu kommen

Zugegeben, etwas zu verändern, eine neue Gewohnheit zu etablieren, die gemütliche Komfortzone zu verlassen, kann ganz schön anstrengend sein. Und ein bisschen furchterregend auch. In der Regel hat man es bei einem solchen Vorhaben mit sehr hartnäckigen Widerständen zu tun und zu allem Überfluss steht die Möglichkeit, es (wieder mal) nicht zu schaffen auch immer breitbeinig mit im Raum. Und überhaupt, wer hat in dem ganzen Trubel des Alltags schon Zeit, etwas Neues anzufangen, ein aufwändiges Projekt zu starten?

Stimmt. Das ist oft wirklich nicht leicht. Aber eigentlich müssen wir es uns nicht noch schwerer machen indem wir unsere Kreativität lediglich nutzen, um Ausreden zu finden und uns 1000 Gründe einfallen lassen, warum es wirklich so gar keinen Sinn macht, das jetzt mal durchzuziehen.

1. Jetzt ist es gerade ganz schlecht / Momentan passt es gar nicht / Ich mache es wann anders

Den perfekten Zeitpunkt, irgendetwas anzufangen, gibt es nicht. Auch wenn morgen, nächste Woche oder nächstes Jahr als Zeitpunkt sehr vielversprechend klingen mag. Die Wahrheit ist: Jetzt ist immer die beste Zeit. Du musst ja auch überhaupt nicht alles auf einmal wuppen. Zerteile die Aufgabe in kleine überschaubare Häppchen und dann geh‘ den allerersten Schritt. Damit setzt du dich in Bewegung und das Ganze erhält schnell eine unterstützende Eigendynamik.

Im Management nennt man diese Veränderung mit kleinen Schritten Kaizen.

2. Ich bin noch nicht soweit / Ich bin noch nicht gut genug / Ich brauche zuerst noch mehr … (fill in the blank)

Es ist sehr verführerisch, etwas aufzuschieben, weil du erst noch ein weiteres Buch dazu lesen, ein weiteres Seminar oder den dazugehörigen Aufbaukurs besuchen musst. Und dann höchstwahrscheinlich noch einen. Natürlich willst du so gut wie möglich vorbereitet sein, wenn du dein Projekt startest und bis zu einem gewissen Level ist das ja auch sehr vernünftig. Aber du wirst so viel mehr lernen, wenn du einfach anfängst.

3. Ich schaffe es sowieso nicht

Puh. Bitte sag das nicht! Schlage dir nicht schon vor der Startlinie die Tür vor der Nase zu. Dieser Glaubenssatz nimmt uns den Wind aus den Segeln. Besonders, wenn in der Vergangenheit schon mal etwas schief gegangen ist oder wir bereits zuvor schon mal Dinge nicht durchgehalten haben. Er soll uns vor Enttäuschungen schützen, aber er hält uns auch von beglückenden und erfolgreichen Erfahrungen fern.

Immer wenn du etwas anfängst, hast du wieder eine neue Chance. Lerne aus allem, was dir mit diesem Thema in der Vergangenheit bereits passiert ist, aber lass‘ dich nicht davon abhalten, einen neuen Anlauf zu nehmen.

4. Ich warte auf ein Zeichen

OK. Hier ist es.

5. Es geht nicht.

Ich erlebe es immer wieder, dass Seminarteilnehmerinnen mit leuchtenden Augen von ihrem Herzenswunsch erzählen und beinahe mit dem gleichen Atemzug das Knock-out-Argument bringen: Aber das geht ja sowieso nicht …

Ich sag‘ dir was, und das ist überhaupt nicht sarkastisch gemeint: Du wirst auf jeden Fall Recht behalten. Wenn du dir selbst erzählst, dass es nicht geht, dann geht es nicht. Aber bitte, schau noch mal genauer hin. Warum geht es nicht? Wer sagt das? Was macht dich so sicher?

Und ja, es gibt tatsächlich Wünsche, Ziele, Vorhaben, die sind nicht realisierbar. Hier müssen wir ein bisschen tiefer graben. Was ist es wirklich, das du dir von deinem nicht realisierbaren Ziel erhoffst? Vielleicht, und das ist gar nicht selten, steckt dahinter ein ganz anderer Wunsch, ein tieferes Bedürfnis, das sich nur versteckt oder verkleidet hat?

So beschrieb Claudia, eine Heilpraktikerin mit Schwerpunkt Ernährungsberatung, während einer Visualisierungsübung zum Thema Personal Branding, ihren großen Traum: Sie wollte mit ihrer Familie und Freunden auf dem Land leben und arbeiten. Auf einem wundervoll renovierten Selbstversorgerhof ihr eigenes Gemüse anbauen. Sie sah sich mit allen ihren Lieblingsmenschen an einem großen Holztisch sitzen, der sich unter liebevoll zubereiteten Speisen bog, und erzählend und lachend das Beisammensein genießen.

„Aber“, so fügte sie schnell hinzu „das geht ja wirklich nicht“. Dazu brauche man ein Vermögen und außerdem wären weder ihr Mann, noch die Freunde dazu bereit, einen längeren Arbeitsweg vom Dorf in die Stadt in Kauf zu nehmen. Auch ihre Patienten würden sich wohl jemand anderen suchen, wenn die Anfahrt zu ihrer Praxis so viel Zeit in Anspruch nehmen würde.

Das Funkeln in ihren Augen verlosch augenblicklich.

Knock out.

Gemeinsam gelang es uns dann jedoch, die glänzende oberste Schicht des Wunsches zu entfernen und nochmal ganz genau hinzuschauen. Ich möchte hier nicht zu weit ausschweifen und kürze die Geschichte deswegen ab. Der Wunsch hinter Claudias Wunsch war der nach Gemeinschaft, nach Verbundenheit und nach einem naturnahen Leben. Der Bauernhof war ein schönes Bild, aber nicht das Bedürfnis selbst.

Als ihr das klar wurde, konnte Claudia die Zügel wieder in die Hand nehmen und aktiv werden. Inzwischen finden im Garten einer befreundeten Familie regelmäßig Treffen mit Gleichgesinnten statt. Familie, Freunde, Kinder, Hund und Katz, alle sind willkommen und verbringen scheinbar herrliche Sonntage auf dem Land zusammen. Jeder bringt mit, was er zu Hause an Essbarem findet. Meine Kundin übrigens ihr, auf einem gemieteten Krautacker*, selbstgezogenes Gemüse. Es wird gemeinsam gekocht, manchmal auch gebacken, viel geredet, gelacht und diskutiert. Man kann es wohl Idylle nennen.

Claudia bietet inzwischen Workshops für Selbstversorger an, die auf ihrem Stückchen Acker stattfinden und ist froh, dass sie sich neben ihrer Selbstständigkeit und ihren beiden noch relativ kleinen Kindern nicht zusätzlich um einen ganzen Hof kümmern muss.

Sortiere Vorhaben aus, dann werden Ausreden überflüssig

Aus welchen Gründen auch immer du nicht ins Tun kommst, bzw. deine Vorhaben aufschiebst, schau auf jeden Fall noch mal genauer hin. Was willst du wirklich? Miste gründlich aus und behalte nur die Vorhaben, die dein Herz wirklich zum Lächeln bringen. Glaub‘ mir, das wirst du spüren!

Und dann höre auf, immer nur darüber zu reden, welche tollen Dinge du „eigentlich“ machen willst und warum es nicht geht. Tu sie einfach. Komm ins Handeln. Fang mit einem Minischritt an. Und dann mach den nächsten. Nur so findest du heraus was für dich funktioniert und was nicht. Nur so lernst du, diese fiesen und gleichzeitig so mächtigen inneren Widerstände zu überwinden, dein gemütliches Plätzchen in deiner Komfortzone zu verlassen und nur so wirst du mit deinen Projekten Fortschritte machen.

Was willst du wirklich?

Und welche Geschichten erzählst du dir selbst, damit du es dann doch nicht tun musst?

* Krautäcker sind Mietgärten, die von manchen Bauern in Form von Streifen ihres Ackerlandes für Familien zum Anbau des eigenen Gemüses zur Verfügung gestellt werden.

Beitragsbild: Unter Verwendung eines Fotos von Florian Klauer, www.unsplash.com

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Martina Rehberg

6 Kommentare

  1. Einfach nur danke!

    Antworten
  2. Toller Beitrag, danke. Ja, oft stehen wir uns einfach nur selbst im Weg, statt Verantwortung für unser Leben zu übernehmen.
    Sehr schön auch die Geschichte deiner Klientin Claudia. Ihren Wunsch kann ich soooo gut nachvollziehen. Wir haben leider noch nicht die wirklich passende Lösung dafür gefunden.
    Alles Liebe,
    Angelina

    Antworten
    • Danke, Angelina!

      Ja, Claudia steht wirklich exemplarisch für die Es-geht-nicht-Falle. Und manchmal muss man wirklich sehr kreativ werden und gedanklich den einen oder anderen Umweg gehen, um zu entdecken, was es eigentlich ist, das „hinter“ dem Wunsch steht.

      Auf dass ihr eure ganz eigene, maßgeschneiderte Lösung findet!

      Antworten
  3. Meine Favoriten sind:
    Das Baby schläft nicht.
    Das Baby wacht bestimmt gleich auf.
    Die Kinder kommen gleich nach Hause.
    Ich bin zu müde.
    Es bringt eh nichts.

    Heute habe ich mich selbst ausgetrickt und mir selbst bewiesen, dass ich das Video auch drehen kann, obwohl das Baby gleich aufwacht bzw. dann schon munter war. 😀 😀 😀

    Danke für dein Beispiel von Claudia und ihrer Vision vom Bauernhof. Das erinnert mich an mich und meinen Wunsch nach einer Weltreise, den ich wohl noch mal genauer beleuchten sollte! 😉
    Die Methode die du beschreibst hört sich ganz nach Barbara Sher’s Wesenskern an. 😀

    Danke für’s Anstupsen!
    Alles Liebe,
    Sonja

    Antworten
    • Hallo Sonja,
      danke für dein nettes Feedback! Und klasse, wie klar du deine „Geschichten“, die ja wirklich nicht ohne sind, identifizierst. Gratuliere auch zum fertigen Video – mit Baby :-).
      Vor langer, langer Zeit habe ich mal etwas von Barbara Sher gelesen (Wishcraft?), kann mich aber leider nicht mehr so genau daran erinnern. Kannst du von ihr etwas empfehlen?
      Liebe Grüße,
      Martina

      Antworten

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