Die Fotos für meine Website, den Blog und Social-Media-Posts mache ich, bis auf sehr wenige Ausnahmen, selbst. Die, auf denen ich zu sehen bin sind allesamt Selbstporträts. In diesem Artikel plaudere ich ein bisschen aus dem Nähkästchen und erkläre, wie ich vorgehe, um brauchbare Selbstporträts zu erhalten.
Beim Personal Branding geht es darum, in unserer Arbeit, in unseren Texten, in unserem Außenauftritt etwas von uns selbst zu zeigen. Das ist für uns Solounternehmer extrem wichtig. Und weil wir ja quasi selbst unser Business sind, ist unsere Persönlichkeit unser größtes Kapital und gleichzeitig praktischerweise unser Kopierschutz.
Das bedeutet, wir lassen Leser und Follower auch mal hinter die Kulissen blicken, zeigen wie wir arbeiten. Zeigen uns. Dafür brauchen wir immer mal wieder (aktuelle) Bilder von uns selbst.
Und zwar nicht nur die richtig guten vom Profi, sondern einfach auch mal „Futter für zwischendurch“, das uns möglichst authentisch zeigt, aber eben nicht „hausgemacht“ oder nach „lustigem Selfie“ aussieht.
Dafür kann man durchaus Bilder verwenden, die nicht ganz perfekt sind, finde ich. Und genauso mache ich es auch selbst.
Die Tatsache, dass eine (im konventionellen Sinn) technisch fehlerhafte Fotografie gefühlsmäßig wirksamer sein kann als ein technisch fehlerloses Bild, wird auf jene schockierend wirken, die naiv genug sind, zu glauben, dass technische Perfektion den wahren Wert eines Fotos ausmacht.
(Andreas Feininger)
Bitte versteh mich hier nicht falsch! Ich habe es zwar bis jetzt noch nicht geschafft, mal richtig schöne Bilder vom Profi machen zu lassen (steht auf meiner Liste!), möchte aber ganz klar sagen, dass das, was ich dir heute hier erzähle, professionelle Fotos nicht ersetzt. Natürlich haben meine Selbstporträts nicht die Qualität von professionellen Shootings! Sie sind eine Ergänzung und weil ich immer mal wieder gefragt werde, wer denn die Bilder von mir macht, berichte ich hier von meiner ganz persönlichen Herangehensweise.
Damit deine Selbstporträts wirklich gut werden, sollte eine gewisse Grundausstattung vorhanden sein. Damit ist es dann relativ leicht, eine anständige Qualität zu erzielen. Genau das macht letztendlich den Unterschied zu mehr oder weniger gruseligen Handy-Selfies aus.
Im folgenden zeige ich dir, welches Equipment ich verwende, bzw. was bei mir funktioniert.
Kamera
- Natürlich kann man auch mit dem Smartphone oder einer Kompaktkamera gute Selbstporträts machen. Damit habe ich jedoch wenig Erfahrung. Ich nutze für meine Bilder eine Spiegelreflexkamera, nämlich meine Canon EOS 550D. Ich habe sie bereits vor fünf Jahren als Auslaufmodel günstig erworben und bin nach wie vor total zufrieden mit ihr.
- Für die Selbstporträts verwende ich ein ganz normales 18-55mm-Objektiv.
- Vor ein paar Jahren habe ich mir ein weiteres Objektiv mit Festbrennweite zugelegt. Seltener kommt auch das bei den Selbstporträts zum Einsatz.
Stativ
- Es ist durchaus möglich, die Kamera irgendwo auzuflegen (Stuhl, Schrank, Bücherstapel … alles schon getestet 😉 ), aber glaub‘ mir, ein Stativ wird bei deinen Selbstporträts ganz schnell dein bester Freund werden. Damit bist du nämlich wirklich flexibel und die Kamera lässt sich an jeder gewünschten Stelle aufstellen und perfekt ausrichten. Du kannst auch viel leichter Veränderungen, z.B. an Höhe und Winkel, vornehmen.
- Ich verwende dieses Stativ.
Fern- oder Funkauslöser
- Ein Fern- oder Funkauslöser hat durchaus Vorteile. Du musst dann nicht ständig zwischen der Kamera und deinem Standpunkt hin- und hersprinten, sondern löst ganz gemütlich, und wenn du dazu bereit bist, aus.
- Weiterer Vorteil: Bei dieser Methode kannst du auf den Autofokus deiner Kamera vertrauen: Wenn du den Funkauslöser betätigst, stellt die Kamera automatisch auf dich scharf.
- Ich habe das in der Vergangenheit immer wieder ausprobiert, aber es hat bei mir einfach nicht gut funktioniert. Das Auslösen per Funk erfolgte sehr willkürlich und unberechenbar. Deswegen bin ich eine überzeugte Vertreterin der sportlichen Variante 🙂 Auf diese Weise entstehen außerdem die lustigeren Videos …
Selbstauslöser der Kamera
- Bei meiner Kamera kann ich hier zwischen einer Zeitverzögerung von 2 und 10 Sekunden wählen. Außerdem gibt es noch die Funktion der Reihenaufnahme, was bedeutet, dass die Kamera mehrfach hintereinander auslöst. Ich wähle das Einzelbild und stelle immer 10 Sekunden ein, damit ich Zeit genug habe, z.B. vor meine Tafelwand zu sprinten und mich möglichst exakt vor meinem Kreidepunkt* in Position zu bringen.
- Durch das Hin- und Herlaufen werde ich von ganz allein recht locker, habe einen Riesenspaß und so entstehen natürlich auch einige Fotos, die mehr wie zufällige Schnappschüsse wirken. Das ist aber gar kein Problem, auch diese verwende ich ab und zu an geeigneter Stelle.
- Manchmal sind die eingestellten 10 Sekunden sogar zu lang für mich, bzw. für mein Grinsen. Denn es kann passieren, dass ich zunächst zwar in bester Absicht freundlich und zugewandt in die Kamera blicke, mein „natürliches“ Lächeln aber manchmal nicht lange genug aufrechterhalten kann … Es kommt durchaus vor, dass ich zu früh lauthals loslachen muss und natürlich löst die Kamera dann in genau diesem Moment aus. Alles kein Problem, ich mag die auf diese Weise entstandenen Fotos auch.
Tipp: Bei einer Reihenaufnahme kannst du einstellen, wie oft die Kamera hintereinander auslösen soll, während du dich auf deiner Position befindest.
- Wenn du mit Selbstauslöser fotografierst ist es oft etwas tricky, dich selbst scharf abzulichten. Weil du den Auslöseknopf manuell betätigen musst und dich somit nicht an deinem Platz befindest, kann die Kamera nicht auf dich fokussieren und scharfstellen.
- In diesem Fall musst du vorher den Punkt, an dem du bei der Aufnahme stehen wirst, präzise definieren.
*Da mir meist meine Tafelwand als Hintergrund dient, markiere ich die Stelle, an der mein Kopf sein wird, mit einem Kreidekreis. Auf diesen Punkt richte ich dann einen der Fokuspunkte der Kamera aus.
- Um wirklich scharfe Aufnahmen zu erhalten solltest du eine kleinere Blende, also eine höhere Blendenzahl, einstellen. Auf diese Weise wird die Schärfentiefe größer. Um nur die Blende manuell einzustellen musst du in den A- oder AV-Modus der Kamera wechseln. Die Belichtungszeit wird automatisch berechnet.
Tipp: Hänge einen Zettel oder Ähnliches an die Wand, um darauf scharfzustellen. Genau davor solltest du dich dann positionieren.
Hintergrund
- Homogene Hintergründe eignen sich für Selbstporträts am besten.
- Unruhige Hintergründe lenken leicht ab und sehen häufig unprofessionell aus.
- Da ich später oft noch Schrift auf meinen Bilder platziere, ist ein ruhiger, monochromer Hintergrund extrem hilfreich.
- Bisher habe ich meine Selbstporträts fast ausschließlich vor meiner Tafelwand aufgenommen. Um hier mal etwas zu variieren, wählte ich für die aktuellen Bilder einen anderen Hintergrund: meinen Schreibtisch samt Rechner. In diesem Fall ist der Hintergrund zwar nicht einfarbig, wirkt aber trotzdem relativ ruhig und kann, in aufgeräumtem Zustand 😉 , durchaus funktionieren.
Tipp: Baue dein Fotostudio vor einer einfarbigen Wand auf und hänge, wenn nötig, evtl. sogar Bilder ab.
Perspektive
- Probiere während des Shootings unterschiedliche Blickwinkel aus. Fotografiere dich z.B. mal schräg von der Seite und auch mal mehr von oben oder unten. Durch diese kleinen Änderungen der Perspektive entstehen oftmals spannende und interessante Bilder.
Tipp: Stelle dein Stativ während des Shootings auf unterschiedliche Höhen ein und variiere den Winkel, aus dem du dich aufnimmst. Die Bildwirkung wird sich dadurch verändern und du erhältst eine größere Auswahl an unterschiedlichen Motiven.
Bildausschnitt
- Bei meinen Selbstporträts versuche ich, mich, wenn möglich, nicht einfach nur in die Mitte zu stellen. Viel interessanter finde ich eine Position ein Stückchen links oder rechts von der Bildmitte versetzt.
- Wenn du ein Bildbearbeitungsprogramm nutzt, bist du fein raus und kannst evtl. störende Elemente am Bildrand auch nachträglich entfernen.
Tipp: Probiere ruhig auch mal etwas andere Bildausschnitte aus. Gehe in die Hocke oder positioniere dich weiter am Rand und zeige dadurch viel vom Hintergrund. Das wirkt interessanter und ermöglicht dir außerdem das nachträgliche Platzieren von Schrift.
Licht
Hier sind wir bei dem für mich wichtigsten Kriterium überhaupt.
- Ich bin überhaupt kein Freund von Blitzlicht und verwende den integrierten Blitz meiner Kamera nie. Profis können mit Blitzlicht umgehen, ich kann es definitiv nicht.
- Also versuche ich, mit möglichst hellem Tageslicht ohne harte Schatten zu arbeiten. Die besten Bilder entstehen mit einer natürlichen Lichtquelle ganz nah und von vorne.
- Leider reicht aber das natürliche Licht an vielen Tagen einfach nicht aus. Und so ganz nah am Fenster und mit dem Licht immer von vorne funktioniert es in meinem Arbeitszimmer halt auch nicht.
- Dafür, und auch für die Produktion von Videos, habe ich mir zwei zusätzliche Lampen gekauft. Es sind relativ kleine Studioleuchten, die ich leider nicht verlinken kann, da es sich um ein No-Name-Produkt handelt, das ich für kleinstes Geld mal auf Ebay ersteigert habe. Ist aber nicht schlimm, denn ich würde sie nicht unbedingt empfehlen. Ihr Vorteil ist nämlich auch ihr Nachteil: Sie sind nicht groß und damit auch nicht sehr leistungsstark. Viel besser geeignet sind solche Softboxen.
Tipp: Achte auf viel möglichst helles und optimalerweise natürliches Licht. Verstärke es, wenn nötig, durch zusätzliche künstliche Lichtquellen.
Requisiten
- Welche Gegenstände repräsentieren dich persönlich oder auch in Zusammenhang mit deiner Arbeit? Es könnte interessant sein, diese mit abzulichten.
- Probiere doch mal aus, dich in deiner Arbeitsumgebung aufzunehmen. Dazu musst du auch gar nicht frontal in die Kamera schauen. Vielleicht gelingt dir sogar eine Aufnahme, die dich in Aktion zeigt.
Selbstporträts, mit denen du dich gerne zeigst
Abschließend möchte ich dich nochmal ganz ausdrücklich dazu ermutigen, einige deiner Bilder einfach mal selbst zu machen. Probiere es aus, es ist wirklich kein Hexenwerk, und die genannten Hilfsmittel werden dir die Sache erleichtern.
Mach dich locker!
Das wichtigste ist, dass du selbst Spaß dabei hast. Glaub mir, die Bilder werden einfach besser, wenn du dich wohl fühlst! Und warum auch nicht? Es ist keiner da, der dich beobachtet, dir reinredet oder gutgemeinte Ratschläge erteilt.
Selbstporträts – So gelingen sie:
- Leg deine Lieblingsmusik auf und erlaube dir ganz ausdrücklich, „Ausschuss“ zu produzieren. Das bleibt sowieso nicht aus und im Zeitalter der digitalen Fotografie spielt es sowas von überhaupt keine Rolle.
- Wähle ein Outfit, das zu dir passt, in dem du dich wirklich wohl und auf keinen Fall irgendwie „verkleidet“ fühlst. Ich bin leider meist zu faul, mit verschiedenen Outfits zu experimentieren. Aber dadurch würden natürlich abwechslungsreichere Aufnahmen entstehen.
- Mach so viele Fotos wie möglich. Du hast nichts zu verlieren! Aussortieren kannst du hinterher ganz leicht.
Ach ja, und das ist übrigens eins der Fotos, die während des Shootings, das du im Video siehst, entstanden sind:
Hast du schon Erfahrungen mit Selbstporträts gemacht? Ich bin so neugierig: Schreib mir doch bitte in den Kommentaren, ob ich dich dazu inspirieren konnte, es einmal auszuprobieren!
Du weißt ja jetzt, Selbstporträts sind keine Zauberei und hervorragend dazu geeignet, dich zu zeigen. So wie du bist. Mit deiner wunderbaren Persönlichkeit. Denn genau darum geht’s!
Und wenn du dich auch sonst professionell und authentisch mit deinem Business präsentieren möchtest, dann lade dir sehr gerne mein kostenloses Branding-Workbook herunter. Es führt dich in vier klärenden Schritten hin zu deinem unverwechselbaren Firmenauftritt. Du spürst deinen roten Faden auf, erkennst, was dich antreibt, gewinnst wertvolle Klarheit und schaffst dir so die Basis, um dein Angebot unwiderstehlich zu gestalten und dich erfolgreich zu zeigen. Viel Spaß damit!
Liebe Martina, auch ich bin ein absoluter Fan von Selbstportraits! Auf meiner Website verwende ich sie ausschließlich. Danke für den tollen Artikel!
Hallo Sonja, ich mag ganz besonders das, auf dem du vor herrlich winterlicher Kulisse so fröhlich in die Luft springst. Ganz toll!