Im großen Meer vergleichbarer Angebote unterscheidbar zu sein, sich klar zu positionieren, von den richtigen Menschen gefunden, erkannt und gebucht zu werden – das sind die Herausforderungen im heutigen Marketing. Das ist es, worauf es ankommt, wenn wir nicht nur im Markt bestehen, sondern von dem, was wir lieben und gut können, auch richtig gut leben wollen.
Aber all die Themen rund um Branding und Positionierung fühlen sich machmal so an wie die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen, oder? Wir sollen die verschiedenen Aspekte unserer Persönlichkeit stimmig darstellen und dazu noch unsere Expertise miteinbeziehen. Außerdem unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit, Stärken, Vorlieben und sowohl berufliche als auch private Meilensteine und Learnings. Und dann noch den roten Faden ausfindig machen, der all das verbindet …
Die Suche nach der „perfekten“ Positionierung – Eine echt knifflige Aufgabe, die einen schnell auch mal überfordern kann.
Zum Glück gibt es eine Menge (Coaching)-Angebote da draußen, die bei der Sichtbarkeits- und Positionierungsarbeit unterstützen können. Auch ich liebe es sehr, gemeinsam mit meinen Kundinnen im Soulful Brand Coaching, deren roten Faden aufzuspüren, in eine klare Positionierung zu weben und so nach außen zu kommunizieren, dass sie sich deutlich von der Masse abheben.
Aber was ist, wenn ein solches Coaching, aus welchen Gründen auch immer, nicht in Frage kommt? Was kann man tun, wenn man die relevanten Knackpunkte gerne für sich selbst klären würde und den Positionierungsprozess trotzdem gelingsicher durchlaufen möchte?
Dann braucht es andere Hilfen.
Es braucht Tools, mit denen man auch alleine ein ganzes Stück weiterkommt und die einen dabei unterstützen, die eigene Marke aufzubauen und mit Leben zu füllen.
Ein solches Tool ist das Konzept der Brand-Archetypen. Wahrscheinlich hast du schon von den 12 archetypischen Grundmustern gehört, die C.G. Jung als tief in uns verwurzelte „Ur-Muster“ beschrieben hat. Sie begegnen uns seit jeher in Geschichten und Mythen. Aber wusstest du, dass sie auch eine wichtige Rolle beim Aufbau einer erfolgreichen Marke spielen können?
Als ich vor einigen Jahren auf das geniale Zusammenspiel Archetypen und Marke gestoßen bin, war ich sofort fasziniert. DAS war dieses Tool, nach dem ich lange gesucht hatte! Ich habe sofort gespürt, dass damit die Entwicklung einer stimmigen Persönlichen Marke auch in der Selbstarbeit gelingen könnte!
In diesem Blogartikel nehme ich dich mit in die Welt der Brand-Archetypen, stelle die einzelnen Charaktere (kurz) vor und zeige dir, wie du sie nutzen kannst, um deine Positionierung zu klären und deine persönliche Marke aufzubauen.
Die Bedeutung der Archetypen für Branding und Positionierung
In der Welt des Marketings spielen Archetypen schon lange eine bedeutende Rolle. Im Kontext der Positionierung und des Personal Brandings sind sie nämlich super hilfreich, um eine starke und vor allem auch einprägsame Marke aufzubauen. Denn die Archetypen beschreiben universelle, psychologische Muster, die in uns allen angelegt sind. Sie repräsentieren bestimmte Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen, die uns Menschen seit jeher bekannt sind und uns intuitiv ansprechen.
Wenn du zum Beispiel an einen „Helden“, „Weisen“ oder „Rebellen“ denkst, hast du sofort ein Bild vor deinem inneren Auge, oder? Und, fast noch wichtiger, du hast ein ganz bestimmtes Gefühl zu diesem Bild. Wir kennen diese Archetypen einfach „schon immer“, weil sie in vielen Geschichten und Märchen präsent sind und uns auf einer tiefen, emotionalen Ebene berühren. Genau hier liegt ihr Potenzial für starke Marken.
Vereinfacht ausgedrückt geht es bei dem Konzept der Archetypen um Modelle für menschliche Eigenschaften. Sie beschreiben Persönlichkeitsstrukturen und Verhaltensmuster, die universell gültig sind. Das heißt, dass sie, völlig unabhängig von Ort und Zeit von jedem Menschen instinktiv verstanden werden. Diese typischen Charakteristiken gab es schon immer und wir Menschen erkennen und verstehen sie auf einer tiefen, unbewussten Ebene. Ganz egal, wo wir leben oder wie wir sozialisiert wurden.
Personal Branding und die Kraft der Archetypen
Im Personal Branding geht es ja vor allem darum, deine einzigartige Persönlichkeit und deine individuellen Stärken herauszuarbeiten und für andere erfahrbar zu machen.
Wenn du dich mit den Archetypen beschäftigst, wirst du dich von einigen mehr, von anderen weniger angezogen fühlen. Indem du den einen oder die zwei identifizierst, die dich und deinen Wesenskern am besten repräsentieren, lernst du dich selbst auf einer tieferen Ebene nochmal besser kennen und gewinnst dadurch enorm an wohltuender Klarheit. Wenn du dich z.B. hauptsächlich in dem Archetyp des Weisen wiederfindest, gehört es, simpel ausgedrückt, zu deiner Identität, anderen immer wieder und ganz natürlich mit Rat, Wissen und Weisheit zur Seite zu stehen. Fühlst du dich eher dem Schöpfer oder der Schöpferin zugehörig, bist du wahrscheinlich kreativ, denkst visionär und liebst Innovationen. Selbstverständlich habe ich das jetzt stark vereinfacht. Die Charakteristiken der Archetypen gehen sehr viel tiefer und haben somit auch direkten Einfluss auf unsere persönlichen Marken.
Archetypen-Branding und Zielgruppe
Im Brandingprozess hilft uns das Archetypen-Modell enorm bei der Entwicklung echter Markenpersönlichkeiten. Wir tun uns damit so viel leichter, unseren Markenkern klar und für jeden verständlich zu beschreiben, ihn mit Werten, Sehnsüchten und Emotionen aufzuladen. Genau darum geht es, wenn wir Menschen wirklich berühren wollen. Denn wir können dadurch auch die wahren Bedürfnisse und Sehnsüchte unserer Zielgruppe eindeutig erkennen und überzeugend ansprechen. Du kannst dir sicher vorstellen, wie wertvoll es ist, genau zu verstehen, wie diese Menschen archetypisch ticken und welche inneren Beweggründe letztendlich wirklich hinter ihren (Kauf)Entscheidungen stecken.
Im Prinzip geht es darum, deine Bedürfnisse und deine natürlichen Stärken zu identifizieren und den Typus auszumachen, der dich am besten repräsentiert. Indem du dann auch deine Marke bewusst mit dem „Vibe“ dieses Archetypen auflädst ziehst du energetisch genau die Menschen an, die davon am meisten profitieren. Und die übrigens häufig schon ewig auf jemanden wie dich gewartet haben!
So funktioniert Marketing heute und das ist das Geniale an diesem Tool: Durch die Identifikation des passenden Archetyps und seinen Ausdruck in deiner Brand, stellst du ganz automatisch eine tiefere Verbindung zu deiner Zielgruppe her und verstärkst dein individuelles Profil. Durch das universelle Verständnis für die archetypischen Muster kommunizieren wir unsere Botschaft sehr viel effektiver, einfach weil sie von anderen so leicht auf einer tieferen Bewusstseinsebene verstanden wird.
Die 12 Archetypen für dein Branding
Im Folgenden gebe ich dir einen kurzen Überblick über die 12 verschiedenen Typen. Wenn du tiefer gehen möchtest, empfehle ich dir die Podcastfolgen 31 und 37. Dort erzähle ich ein bisschen mehr dazu und in meinem Archetypen-Kurs sind die Beschreibungen natürlich nochmal sehr viel ausführlicher und gehen mehr in die Tiefe. Damit du aber einen ersten Eindruck gewinnst und schonmal testen kannst, wo es dich persönlich am meisten hinzieht, habe ich die Beschreibungen hier mal steckbriefähnlich zusammengefasst.
Deinem Archetypen kommst du am besten über die vier Grundbedürfnisse auf die Spur. Wir unterscheiden diese Bedürfnisgruppen:
- Wandel und Meisterschaft
- Stabilität und Struktur
- Unabhängigkeit und Individualität
- Bindung und Glück
Jeweils 3 der 12 Archetypen lassen sich einem dieser vier Grundbedürfnisse oder Grund-Motivationen zuordnen:
1. WANDEL UND MEISTERSCHAFT
Rebell*in Outlaw
Fokus: Befreiung
Markenversprechen: Alternativen zum Status Quo
Motto: Regeln sind da, um sie zu brechen.
Ziel: Konventionen anprangern und die Welt durch radikale Veränderungen verbessern
Angst: Konformität, Abhängigkeit, Gleichgültigkeit, Zwang, Inkonsequenz, Stagnation. Mainstream.
Magier*in Magician
Fokus: Transformation
Markenversprechen: Transformation
Motto: Magie und Wunder sind real
Ziel: Träume wahr werden lassen
Angst: negative Folgen des eigenen Handelns, Unvorhergesehenes, Ignoranz, Zweifel und Stagnation
Held*in Hero
Fokus: Leistung
Markenversprechen: Triumph, Meisterschaft
Motto: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Ziel: Die beste Version von sich selbst zu werden und die Welt durch selbstlosen Einsatz besser zu machen
Angst: Schwäche, Unfähigkeit, Aufgeben, Menschen enttäuschen
2. BINDUNG UND GLÜCK
Liebhaber*in Lover
Fokus: Sinnlichkeit
Markenversprechen: Das Schöne genießen und geliebt werden.
Motto: Love is the answer
Ziel: Lieben und geliebt werden
Angst: Einsamkeit, Isolation, Ablehnung, Verlust, Isolation, Verachtung, Unsichtbarkeit
Narr/Närrin Jester
Fokus: Freude
Markenversprechen: Unterhaltung
Motto: Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag
Ziel: Spaß und Freude bringen. Eine gute Zeit zusammen haben.
Angst: Langeweile, Traurigkeit, Normalität, Pessimismus, Einsamkeit
Allerweltsmensch Everyman
Fokus: Zugehörigkeit
Markenversprechen: Wir verstehen dich, du bist einer von uns
Motto: Alle Menschen sind gleich
Ziel: Gemeinschaft, mit anderen auf Augenhöhe verbunden sein
Angst: Ausgeschlossen oder abgelehnt zu werden, nicht dazuzugehören, Zurückweisung, Feindseligkeit, Trennung
3. STABILITÄT UND STRUKTUR
Beschützer*in Caregiver
Fokus: Fürsorge
Markenversprechen: Sicherheit, Schutz, Das Gute gewinnt
Motto: Geben ist seliger als nehmen
Ziel: Für andere da sein, Hilfe leisten, Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln, sich kümmern und Schaden abwenden
Angst: Egoismus, eigene Hilflosigkeit, Vernachlässigung, Undankbarkeit
Herrscher*in Ruler
Fokus: Kontrolle
Markenversprechen: Erfolg, Macht, Einfluss
Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Ziel: Verantwortung übernehmen, Stabilität, Sicherheit, Ordnung, Exzellenz, Anerkennung für das Erreichte
Angst: Chaos, Kontrollverlust, Illoyalität, Bedeutungslosigkeit, Scheitern, Armut
Schöpfer*in Creator
Fokus: Innovation
Markenversprechen: Inspiration, kreative Ausdruckskraft, neue Ideen
Motto: Think different(ly)
Ziel: Ideen in die Tat umsetzen, etwas erschaffen, dessen Wert langfristig bestehen bleibt, inspirieren
Angst: kreative Blockaden, Mittelmäßigkeit, Stagnation, Fantasielosigkeit, Langeweile
4. UNABHÄNGIGKEIT UND INDIVIDUALITÄT
Unschuldige*r Innocent
Fokus: Einfachheit
Markenversprechen: Es darf leicht gehen
Motto: Das Glas ist halbvoll
Ziel: Glücklich sein und das auch anderen zu ermöglichen⠀
Angst: komplexe Zusammenhänge, etwas falsch zu machen, Ärger auf sich zu ziehen
Weise*r Sage
Fokus: Verstehen, Wissen
Markenversprechen: Bildung ist der Weg zur Weisheit und in ihr liegen alle Antworten.
Motto: Wahrheit ermöglicht Freiheit.
Ziel: Durch Intelligenz und Wissen die Welt verstehen
Angst: Ungenauigkeit, Fehler, Ignoranz, Unwissenheit
Entdecker*in Explorer
Fokus: Freiheit
Markenversprechen: Celebrate the journey
Motto: Der Weg ist das Ziel.
Ziel: Ein spannendes und erfülltes Leben, Selbsterkenntnis
Angst: Eingesperrt oder eingeengt sein, Langeweile, innere Leere, Abhängigkeit, Beschränkung
Geschafft! Das war mein kurzer Abriss über die 12 Archetypen für eine allererste Einordnung. Vielleicht hast du ja schon eine Ahnung oder ein Gefühl bekommen, wo es dich persönlich hinzieht, bzw. was du selbst am ehesten verkörperst und welches Grundbedürfnis deiner Ausrichtung zugrunde liegt.
4 Schritte für dein Branding mit Archetypen
Diese vier Schritte helfen dir, die Archetypen für den Positionierungsprozess zu nutzen und in deinem Branding erfolgreich einzusetzen:
- Selbstreflexion
- Identifikation des passenden Archetyps
- Integration in Positionierung und Branding
- Kommunikation und Inszenierung
Gerade der erste, so, so wichtige Schritt („Kenne dich selbst“) erleichtert den Markenaufbau für Personal Brands ganz enorm und schafft eine stabile Basis für alle weiteren Maßnahmen: Du verstehst dich selbst auf einer tieferen Ebene, weißt, was dich im Kern ausmacht, welches Grundbedürfnis du in deinem Leben erfüllen musst, um voll in deiner Kraft zu sein. Du erkennst, was dich antreibt, inspiriert, dir Halt gibt. Und daraus abgeleitet natürlich auch, was dein Ding ist, welches Geschenk du in die Welt bringen musst.
Wenn wir Klarheit über unsere eigene Persönlichkeit gewinnen, entsteht „nebenbei“ aber auch ein tiefes Verständnis für die Menschen, die besonders gut zu uns passen, unsere idealen Kunden. Für diese Menschen werden wir ganz automatisch anziehend. Darauf kannst du dich verlassen.
Tipps für die Branding-Arbeit mit den Archetypen
- Nimm dir Zeit für Selbstreflexion und identifiziere deine eigenen Stärken, Werte und Bedürfnisse.
- Überlege dir, welcher Archetyp (meist sind es zwei) am besten zu dir und deiner Persönlichkeit passt. Sei hier bitte wirklich ehrlich mit dir selbst und wähle nicht einfach eine Beschreibung, die sich gut anhört. Es gibt keine „guten“ oder „schlechten“ Charakteristiken! Jeder Typus kann sich in einer positiven oder einer negativen Ausprägung zeigen. Gehe sicher, dass dein gewählter Archetyp authentisch und glaubwürdig hinsichtlich deiner Persönlichkeit ist.
- Wenn du den einen (oder die beiden) gefunden hast, integriere ihn konsequent in deine Positionierung und dein Personal Branding. Im Archetypisch!-Kurs gibt es dafür viel praktische Anleitung bis hin zur Entwicklung einer echten und anziehenden Brand-Story.
- Verwende entsprechende Bilder, Ausdrücke und Geschichten, um deine Botschaft zu unterstützen.
- Sei konsistent und behalte den Archetypen im Hinterkopf, wenn du mit deiner Zielgruppe kommunizierst.
Gefahren beim Branding mit Archetypen
In den letzten Jahren habe ich vermehrt Branding-Beispiele gesehen, in denen Archetypen sehr stereotyp und nach „Schema F“ eingesetzt wurden. Das mag bei (großen) Produktmarken seine Berechtigung haben, ist aber bei uns Personal Brands eine echte Falle und könnte nach hinten losgehen!
Ein zu starkes Ausreizen oder Stereotypisieren eines Archetyps kann nämlich durchaus zu mangelnder Glaubwürdigkeit und einer daraus resultierenden Ablehnung seitens der Zielgruppe führen. Ich finde es sehr wichtig, dass wir uns bewusst sind, dass die Archetypen Werkzeuge sind, die richtig eingesetzt werden müssen, um ihre Wirkung zu entfalten. Im Branding- und Positionierungsprozess helfen sie auf sehr geniale Weise, Markenpersönlichkeiten „zu fassen zu bekommen“, sie verständlich zu beschreiben und emotional erfahrbar zu machen. Authentizität und persönliche Glaubwürdigkeit stehen jedoch immer im Vordergrund und sind und bleiben essentiell, um eine langfristige Bindung zu den Zielgruppen aufzubauen.
Ich selbst habe die Archetypen lange Zeit nicht in meine Arbeit einbezogen, obwohl ich sie von Anfang an so spannend fand. Ich mag einfach kein „Schubladendenken“ oder allzu simple Raster. Das ist mir zu eng gedacht und wird meinem Verständnis von Soulful Branding nicht gerecht. Inzwischen weiß ich jedoch, dass es sich bei den Brand-Archetypen keineswegs um platte Stereotypen handelt. Innerhalb der einzelnen Charakteristiken finden wir einen enormen Facettenreichtum und es geht ja immer darum, den passenden Typus mit unserer einzigartigen Persönlichkeit auszugestalten und mit echtem Leben zu füllen. Die Archetypen sind für mich ein geniales Hilfsmittel, um unseren (Marken)Kern besser zu verstehen und vor allem auch klar und erkennbar ausdrücken zu können.
Wie du dein Branding mithilfe der Archetypen erfolgreich entwickelst
Ich würde mich freuen, wenn du die Kraft der Archetypen jetzt auch für deine eigene Marke nutzen möchtest:
- Schau dir die Kurzbeschreibungen der einzelnen Typen nochmal in Ruhe an
- Identifiziere dein Grundbedürfnis, deine Stärken und Werte
- Wähle dein passendes Archetypen-Dreamteam
Und dann lass deine Botschaft strahlen!
Ich wünsche dir viel Freude bei deiner unverwechselbaren, stimmigen Positionierung und viel Erfolg auf deinem Weg zur erfolgreichen Personal Brand!
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