Auf Netzwerktreffen, Businessveranstaltungen aber auch im privaten Kontext, taucht sie immer wieder auf: Die beliebte Party-Frage „Und, was machst du so?“. Die Antwort darauf ist für viele Solounternehmer und Selbstständige oft alles andere als einfach. Viele drucksen erstmal ein bisschen herum und holen dann zu einer weitschweifigen Erklärung aus, die ihr Gegenüber nicht selten ratlos zurücklässt.
In ein, zwei Sätzen klar und stimmig zu beschreiben, was man tut stellt eine große Herausforderung dar. Das ist erstmal verständlich, haben wir doch meist mehrere Hüte auf, die es unterzubringen gilt.
Wenn du Schwierigkeiten hast, deine Leistung kurz und knackig zu beschreiben, hast du ein Branding Problem.
Wenn du es nicht schaffst, punktgenau zu beschreiben, wofür du stehst, sorgst du aber für große Verwirrung auf Seiten deiner potentiellen Kunden. Sie bleiben in diesem Fall mit der Frage, ob du ihnen weiterhelfen kannst, also ob sie dich beauftragen sollen, verwirrt zurück. Außerdem erschwerst du es deinen bestehenden Kunden, dich weiterzuempfehlen und die Suchmaschinen werden nicht wissen, wem sie deine Seite vorschlagen sollen.
Wie du klar und stimmig auf die beliebte Partyfrage antwortest, zeige ich dir in drei Schritten.
1. Frage dein Umfeld
Eine erste Möglichkeit, die Beschreibung deiner Tätigkeit prägnanter zu bekommen, ist eine kleine Umfrage in deinem persönlichen Umfeld. Wie würden die Menschen, die dir nahestehen, beschreiben, was du tust?
Ich habe gerade eben meinen Mann gefragt, wie er seinen Mitarbeitern und Kollegen erklären würde, was ich tue. Seine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Sie ist Designerin, entwickelt Online-Kurse und coacht ihre Kunden in Sachen Personal Branding.“
Seine „Labels“ vereinfachen die komplexen Zusammenhänge meiner Themen und zeigen, dass natürlich auch ich mehrere Hüte aufhabe.
Wenn du zu weitschweifigen Erklärungen neigst, bitte doch mal jemanden, der dich gut kennt, in seinen Worten zu beschreiben, was du tust. Die vereinfachte Zusammenfassung, bzw. die Abstraktion könnte durchaus hilfreich für dich sein.
2. Frage deine Kunden
Wenn du einen guten Draht zu deinen Kunden hast, frage sie nach Abschluss eurer Zusammenarbeit doch mal, wie sie in ihren Worten deine Leistung beschreiben würden. Wenn du das nicht möchtest, kannst du sie auch um Feedback bitten. In diesem Zusammenhang könntest du sie fragen, ob sie dich weiterempfehlen werden und wenn ja, warum und für was genau.
Solltest du dich in der Beziehung zu deinen aktuellen und/oder bisherigen Kunden dafür nicht sicher genug fühlen, empfehle ich eine Übung aus meinem ZEIG’ DICH!-Gruppenprogramm: Mäuschenspielen.
Stark vereinfacht funktioniert die Übung so: Stell dir vor, du belauschst unbeobachtet ein Gespräch, sagen wir in einem netten Café, in dem sich eine deiner Kundinnen mit einer Freundin über dich unterhält. Es geht um ihre Zusammenarbeit mit dir.
- Wie beschreibt sie, was du für sie getan hast?
- Welche Fragen stellt die Freundin dazu?
- Wie lautet die Antwort deiner Kundin?
- Mit welchen Worten beschreibt sie, was ihr am besten an eurer Zusammenarbeit gefallen hat?
Stell dir diese Unterhaltung möglichst real vor. Welche Formulierungen verwendet deine Kundin? Welche Widersprüche werden evtl. deutlich? Wie beschreibt deine Kundin den Nutzen, den sie durch deine Arbeit erfahren hat?
Vielleicht ist dieser Lückentext als Anregung hilfreich für dich:
- „ ________________ für________________ zu beauftragen war die beste Entscheidung! Einfach weil sie________________“
- „Sie ist überhaupt nicht________________, vielmehr ist sie________________“
- „Sie ist ________________ (Berufsbezeichnung), aber viel passender könnte man sie als________________ bezeichnen.“
- „Sie hat mir nicht nur bei________________ geholfen, sondern mir darüber hinaus auch noch________________ ermöglicht“
Werde selbst kreativ und finde weitere Formulierungen, mit der die belauschte Kundin dich und deine Leistung beschreibt.
3. Was bist du nicht?
Eine tolle Methode, zum Kern deiner Beschreibung vorzudringen ist paradoxerweise, erstmal zu klären, was du nicht bist. Das macht besonders viel Sinn bei Berufsbezeichnungen oder Branchen, in denen es eine Menge unterschiedlicher Funktionen und Tätigkeitsbereiche gibt.
Nehmen wir an, du bist Ernährungsberaterin. Interessierte könnten die Vorstellung haben, dass du Kochkurse gibst, Unverträglichkeiten untersuchst, beim Abnehmen unterstützt, Neurodermitis behandelst, Fastenkuren begleitest und Sportlern Höchstleistungen ermöglichst. Machst du das alles?
Oder du bist Webdesignerin. Hier denken viele, das beinhalte Strategie, Branding, Texten, Design, SEO, Social Media und Pflege. Machst du das alles?
Wenn du klar und stimmig beschreiben möchtest, um was es bei dir geht, kann es hilfeich sein, erstmal aufzuzählen, was du nicht bist und was du nicht tust.
Ziehe auf der Mitte eines Blattes Papier eine Linie. Schreibe über die linke Spalte „mache ich nicht“ und über die rechte „mache ich“. Fülle die beiden Spalten mit allem, was dir einfällt. Füge darunter zusätzlich persönliche Eigenschaften im Sinne von „bin ich“ und „bin ich nicht“ hinzu.
Stehen auf der „mache ich nicht“-Seite Tätigkeiten, die immer wieder mal angefragt werden? Oder steht auf der „mache ich“-Seite etwas, für das du dir mehr Aufmerksamkeit wünschst und mehr Aufträge? In diesen Fällen solltest du dir deine Positionierung und dein Branding nochmal genauer vornehmen. Es scheint, als wäre nach außen nicht ganz klar, wofür du stehst.
4. Bringe es auf den Punkt und formuliere klar und stimmig
Fasse deine Erkenntnisse aus den Übungen 1-3 zusammen und schreibe auf, was du tust und für was du stehst. Vereinfache und feile solange an deiner Formulierung, bis du das Gefühl hast, genau auf dem Punkt zu sein.
Wenn du jetzt klar und stimmig beschreiben kannst, wer du bist und was du tust, solltest du auch dein restliches Branding einer Inventur zu unterziehen:
Überprüfe in diesem Sinne
- deine Über-Mich-Seite
- deine Angebotsseite
- deine Social-Media-Profile
- alle Netzwerkseiten, auf denen du aktiv bist
- deine Visitenkarte und anderen Drucksachen
- und natürlich auch deine Konversation, Unterhaltungen und Gespräche, die du on- und offline führst
Deine neu gewonnene Klarheit wird dir Sicherheit geben. Jetzt kannst du ohne zu zögern kurz und knackig sagen, für wen du warum was anbietest und deine Außendarstellung wird dir in Gesprächen, auf deiner Website und in vielen anderen Situationen plötzlich sehr viel leichter fallen.
Du hättest gern mehr Unterstützung und wünschst dir eine erprobte Strategie, um deine Ideen zu sortieren und dich erfolgreich zu präsentieren?
Mit meinem Selbstlernkurs ZEIG’ DICH! – Brand Identity lernst du Schritt für Schritt, wie du dich klar und stimmig positionierst.
Toller Artikel, danke und freu mich auf unsere Zusammenarbeit im Mai. Ich glaube, ich habe meine 2 Kernbegriffe gefunden… LG Elke
Oh, wie schön, liebe Elke! Bin gespannt 🙂
Danke für diesen wirklich klaren und leicht umsetzbaren Impuls.
Ich sehe ja selbst vor lauter Bäumen den Wald manchmal nicht, und die Menschen im Umfeld zu fragen hilft da ungemein. Mir ist selbst aufgefallen, dass wenn ich selbst noch im Bindungsprozess steckte, gefühlt stecke ich da immer noch, es dann nochmal schwerer ist, das was ich mache auf den Punkt zu bringen.
Viele Grüße
Genau so ist es! Es ist wahnsinnig schwer, so einen „vereinfachenden“ Abstand selbst herbeizuführen. Natürlich wollen wir in unseren Erklärungen wirklich alles unterbringen, was wichtig ist. Dass das dann genau das Gegenteil bewirkt ist so schwer zu beurteilen, weil man einfach zu nah und zu dicht drinsteckt.
Ich freue mich, dass du den Impuls mitnehmen konntest!