Wie ein gutes Logo entsteht
Letzte Woche habe ich bereits geschildert, was mir persönlich für mein neues Logo besonders wichtig war: Es sollte meine Persönlichkeit widerspiegeln, Individualität zeigen, den Aspekt des „Handgefertigten“ vermitteln, prägnant sein und über ein auch solo verwendbares Bildzeichen verfügen.
Solche Anforderungen habe ich im Hinterkopf, wenn ich mit der Arbeit an einem neuen Logo beginne. Den Anfang mache ich tatsächlich immer mit Papier und Bleistift. Setzt man sich sofort an den Computer, ist man durch die technischen Möglichkeiten verführt, gleich alles perfekt und allzu genau auszuarbeiten. So kann viel von der Magie der ersten Idee verloren gehen.
Der nächste Schritt ist dann aber sehr schnell, das „Scribblen“ am Rechner. Ich arbeite vor allem in Illustrator, Photoshop und Quark XPress oder InDesign.
Das folgende Bild zeigt eine Zusammenfassung der ersten Ideen zu meinem Logo.
Wie man sieht, war zuerst auch mal Farbe mit im Spiel. Meine Entscheidung für den reduzierten Entwurf in schwarz-weiß ist mir jedoch sehr leicht gefallen. Ich spürte deutlich, dass dieser am besten vermittelt, um was es mir geht.
An dem finalen Entwurf habe ich dann noch eine zeitlang herumgedoktort und Variationen davon aus probiert. Diese Phase ist tricky. Allzuleicht kann es passieren, dass man sich „verkünstelt“ und regelrecht in den verschiedenen Möglichkeiten verliert. Irgendwann wird es immer schwerer, zu entscheiden, was nun wirklich passt und was nicht, was einem gut gefällt und was nicht. Meinen Kundinnen zeige ich deswegen nicht allzuviele verschiedene Ideen. Sie bekommen zwei bis drei verschiedene Logoentwürfe zu sehen. Von diesem Punkt aus kann man dann ganz prima weiterarbeiten.
Ich habe also, nachdem der schwarze Kreis mit dem handgemalten „d“ feststand, mit verschiedenen Schriften für „delicious design“ herumprobiert
Schließlich entschied ich mich ziemlich eindeutig für die Frutiger Condensed. Und das nicht nur als Remineszenz an den kurz zuvor verstorbenen Schriftendesigner Adrian Frutiger.
Der Kontrast zwischen dem gezeichneten „d“ und dem der Groteskschrift gefällt mir gut. Verbunden wird das Ganze durch die Kleinbuchstaben.
Das neue Logo in der Anwendung
Ein schickes Logo zu kreieren ist die eine Sache. Spannend wird es jedoch, wenn man es in verschiedenen Anwendungen sieht. In meiner Arbeit zeige ich meinen Kunden den favorisierten Entwurf sehr schnell im Kontext der Visitenkarte, des Briefkopfes und eines Website-Scribbles. Erst dann zeigt sich, ob das Logo wirklich etwas taugt und auch in anderen Medien funktioniert.
Ein schickes Logo zu kreieren ist nicht genug. Erst in den verschiedenen Anwendungen zeigt sich, ob es wirklich etwas taugt.
Anforderungen an ein gutes Logo
Dein Logo ist ein Symbol, ein Zeichen, das Dein Unternehmen repräsentiert. Es bildet sozusagen Deine Firma und damit natürlich auch in gewisser Weise Dich, Deine Persönlichkeit, als vereinfachtes Bild ab. In sehr verdichteter Form visualisiert es Deine Corporate Identity. Und natürlich transportiert es das Image Deines Unternehmens.
Ein gutes Logo
- drückt wesentliche Informationen über das Unternehmen so vereinfacht wie möglich aus
- ist leicht erkennbar und einprägsam
- weckt Sympathie bei Deiner Zielgruppe
- funktioniert klein- und großformatig
- ist schwarz-weiß-tauglich
- ist möglichst zeitlos
7 Punkte, die es beim Logodesign zu beachten gilt
1. Gutes Briefing
Ganz wichtig ist eine klare Positionierung. Dabei ist es enorm hilfreich, Deine Zielgruppe gut zu kennen, ein klares Profil zu haben, Dein Angebot zu präzisieren und Dir Gedanken über Deine Vision, Deine Ziele und Deine Wünsche zu machen. Je mehr der Designer über Dich und Deine Wünsche und Ziele weiß, desto besser kann er arbeiten, desto stimmiger wird das Ergebnis, desto eher fühlst Du Dich erkannt und desto präziser findest Du Dich in den Entwürfen wieder. Für viele Selbstständige ist jedoch genau das der schwierigste Part. Deshalb lege ich in meiner Arbeit auf diese elementare Vorarbeit genausoviel Wert wie auf das eigentliche Design. Bevor ich überhaupt die erste Idee skizziere, unterstütze ich Dich beim Klären der o.g. Punkte.
2. Kernbotschaft
Was genau macht Dich und Dein Angebot aus? Sich vorab die Mühe zu machen, die Essenz des Angebotes herauszufiltern und zu formulieren, den Fokus auf die Kernbotschaft zu richten, ist Gold wert. Auch wenn diese letztendlich vielleicht gar nicht zu einem Teil Deines Logos wird, ist es sehr hilfreich, sich darüber Gedanken zu machen. Nie wieder wirst Du dann nämlich auf die Frage „Und was machst Du so?“ herumeiern müssen. Die Tonalität dieser Botschaft fließt selbstverständlich in das Logodesign mit ein.
3. Logoarten
Hier unterscheidet man zwischen
- typografischen Logos, die nur aus Schrift bestehen,
- Bildzeichen, die auch ganz ohne Typo gut funktionieren und
- Wort-Bild-Zeichen. Das sind Kombinationen aus Schrift und einem Bild oder einer Grafik
Was davon passt am besten zu Dir? Was visualisiert Dein Angebot optimal? Was wird von Deiner Zielgruppe am ehesten erkannt?
4. Farben, Schriften, Formen, Bilder
Mach Dir den Hauptvorteil Deines Angebotes für Deine Kunden klar. Kommuniziere deutlich, was genau Deine Dienstleistung/Dein Produkt ausmacht. Stelle heraus, was Dich von Deinen Mitbewerbern unterscheidet und warum die Leute gerade zu Dir kommen sollen.
Das alles lässt sich ganz wunderbar durch die richtige Wahl der Schrift, der Farbe* oder eben auch durch eine Illustration oder eine Grafik vermitteln.
*Für Druck und Web sind unterschiedliche Farbräume zu verwenden: Alles, was am Bildschirm betrachtet wird, ist in RGB anzulegen. Zum Drucken benötigt man Dateien in cmyk (oder Sonderfarben).
5. Einfach und funktional bleiben
Erinnerst Du Dich an das Kurt-Weidemann-Zitat aus dem letzten Post?
„Ein Logo ist dann gut, wenn man es mit dem großen Zeh in den Sand kratzen kann.“
Achte also ganz besonders darauf, dass Dein Logo einfach und klar ist. Es sollte
- stark verkleinert noch genausogut wirken wie im Großformat.
- gut reproduzierbar sein
- in schwarz/weiß (z.B. auf einer Kopie) lesbar sein und gut aussehen
- skalierbar, also ohne Verluste beliebig vergrößerbar sein
- in einem Vektorformat vorliegen
7. Fühle Dich mit Deinem Logo richtig gut!
Dein Firmenauftritt sollte (zu) Dir passen, wie ein maßgeschneidertes Lieblingskleid und Dich stärken. Sei stolz und glücklich, wenn Du Deine Visitenkarte verteilst oder Leute auf Deine Website einlädtst. Du musst Dich in Deinem Firmenauftritt selbst erkennen und absolut wohl und sicher damit fühlen.
Dein Firmenauftritt sollte (zu) Dir passen, wie ein maßgeschneidertes Lieblingskleid und Dich stärken.
Vielen Dank für diesen Beitrag!! Ich merke, ich habe alles richtig gemacht und Du hast es mir noch einmal vor Augen geführt! 🙂