„Die Zeit rast, und ich rase mit …“, so habe ich im Februar-Rückblick geschrieben.
Das ist ein Zustand, den ich zutiefst bedaure, ja, der mich ängstigt. Es fühlt sich sogar bedrohlich an.
Und daran ist nicht die Zeit schuld, die natürlich unweigerlich weiterläuft, sondern es geht um meinen Part in dieser Geschichte: Ich. Rase. Mit. Beim Rasen sieht man nicht, was links und rechts neben einem passiert. Man hat nur Augen für die Bahn direkt vor einem und für die Ziellinie, die sich merkwürdigerweise beim Näherkommen immer sofort in eine neue Startlinie verwandelt.
Die letzten vier, fünf Jahre habe ich genau so gelebt. Ich bin mitgerast, habe die Dinge neben meiner Bahn kaum wahrgenommen – und habe darunter gelitten. Mein Mantra war: Wenn ich diese nächste Kurve hinter mir habe, wird alles besser, dann mache ich eine Pause. Nur noch dieses Projekt, dann ändert sich was.
Muss ich dazusagen, dass nach der einen Kurve gleich die nächste folgte, dass es mir nie gelang, die Bahn zu verlassen, dass Pausen für mich nahezu unmöglich waren, dass es mir immer schlechter ging?
Weil ich irgendwann wirklich nicht mehr konnte und es immer deutlicher wurde, dass nicht nur ich, sondern auch meine Liebsten viel zu sehr unter diesem Wahnsinn und meiner permanenten Überforderung litten, gelang es mir schließlich doch, hier und da etwas zu verändern, an der einen und anderen Stelle ein paar Weichen anders zu stellen. Vieles hat sich seitdem verbessert und darüber bin ich mehr als froh! Nicht zuletzt aus diesen Erfahrungen heraus ist dieser Blog entstanden: Ich will mich selbst daran erinnern ab und zu inne zu halten, mir die Zeit zu nehmen, nach links und rechts zu schauen und die kleinen Perlen meines ganz normalen Alltags, wirklich wahrzunehmen.
Als ich also vor ein paar Tagen den Februar-Rückblick schrieb, schrillten meine Alarmglocken: „Rasen“. Hamsterrad. Zu viel. Ich spürte, wie ich dabei war, wieder in dieses gefährliche Fahrwasser zu geraten: Und als ich dann noch in Barbaras letztem Freitagsfüller (den ich aus Zeitmangel nicht ausgefüllt habe …) etwas über „Frühlingsdeko“ las, war das genau der Impuls, den ich brauchte, um auf die Bremsen zu steigen.
Frühlingsdeko? Schon? Jetzt? Aber …
Ja! Es wird Frühling! Und ich kriege wieder mal nix mit und werde – wie jedes Jahr – am Ostersamstag Abend hektisch Eier ausblasen, ein paar Zweige aus dem Garten in eine Vase stopfen, in Eile und ohne großen Spaß irgendetwas backen und panisch feststellen, dass das gerade angesäte Ostergras wahrscheinlich nicht über Nacht wachsen wird.
Stopp!
So will ich das nicht mehr.
Alles soll seine Zeit haben. Und ich will die Jahreszeiten mitkriegen. Ich will nicht erst an meiner ostersamstäglichen Hektik merken, dass es Frühling ist. Deswegen – lange Rede, kurzer Sinn – habe ich gestern, an diesem wunderschönen, sonnigen Samstag, meine To Do Liste erstmal auf die Seite gelegt und den sich noch im Winterschlaf befindlichen Garten genossen. Ich hatte endlich wieder meine Hände in der wundervoll duftenden Erde, schnitt Vertrocknetes weg und entdeckte so mancherorts bereits das neue Leben, das sich den wärmenden Sonnenstrahlen entgegenreckte. Und wir konnten zum ersten Mal in diesem Jahr unser Mittagessen im Garten einnehmen!
Die Fotos wurde fast alle nur mit meinem iPhone gemacht. Aber sie reichen aus, um mich zu erinnern. Dass es mir möglich ist, mein Hamsterrad zu verlassen und – dass der Frühling beginnt.
Ich wünsch euch allen eine wunderschöne Vor-Frühlingszeit!
Lasst doch ab und zu mal alles für ein paar Minuten liegen und stehen, macht das Fenster weit auf, schnuppert die vielleicht schon milde Luft und genießt die Vorahnung dieser Jahreszeit!
Und wenn du das irgendwann nochmal lesen solltest, Tina, dann halt doch selber mal kurz an und schau nach links und nach rechts. Und in den Himmel. Und dann erst geh weiter.
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